Obwohl Vibrio (V.) spp. in der Wassersäule vorkommen, treten sie in besonders hoher Dichte in Verbindung mit Meeresmuscheln auf, was Muscheln als wichtige zoonotische Agenten pathogener Vibrio spp. impliziert. Unter ihnen befinden sich ernsthafte menschliche Krankheitserreger wie V. parahaemolyticus und V. vulnificus. Das jüngste Auftreten neuer hochpathogener V. parahaemolyticus-Klone und deren pandemische Ausbreitung wirft die Frage nach den Umwelt- und genetischen Determinanten auf, die zum Auftreten, zur Vermehrung und Übertragung von Vibrio spp.-Pathotypen führen und nach dem potenziell unterschätzten Risiko für die menschliche Bevölkerung in Europa und weltweit. Vibriosen werden häufig in den USA und in vielen asiatischen und südamerikanischen Ländern gemeldet; es gibt jedoch wachsende Bedenken, dass Vibrio spp., insbesondere V. parahaemolyticus und V. vulnificus, ein wichtiges und zunehmendes klinisches Problem in Europa darstellen könnten. Seit 1996 hat die weltweite Inzidenz von V. parahaemolyticus-Infektionen dramatisch zugenommen und große Ausbrüche in Nordamerika, Chile, Indien, Südostasien, Japan und jüngst in Spanien, Frankreich und Italien verursacht.
Darüber hinaus ist die Aquakultur, die große Mengen an Garnelen, Muscheln und anderen Meeresfrüchten produziert, von Vibrio-Arten betroffen. In Bezug auf Wassertiere sind Aliivibrio salmonicida, V. tubiashii, V. anguillarum, V. splendidus und V. vulnificus von Bedeutung.
Die Hauptziele von VibrioNet sind:
- Die Bewertung des Vorkommens von Vibrio spp.-Pathotypen in Umwelt, Einzelhandel und Krankheit durch die Etablierung einer systematischen Stammsammlung und die Charakterisierung des stamm-spezifischen Virulenzpotenzials.
- Die Definition von Umweltparametern, die das Auftreten, die Vermehrung und die Übertragung von Vibrio spp.-Pathotypen fördern, mit besonderem Bezug auf klimabedingte Prozesse.
- Die Identifizierung problematischer Lebensmittelverarbeitungs- und Transportpraktiken, die das Auftreten, die Vermehrung und die Übertragung von Vibrio spp.-Pathotypen begünstigen.
- Die Identifizierung von Markergenen der wirtsspezifischen und stamm-spezifischen Pathogenität, die eine schnelle Erkennung von Vibrio spp.-Pathotypen in Klinik, Lebensmittelindustrie und Umwelt ermöglichen.
- Die Entwicklung eines schnellen, genauen und erschwinglichen PCR-basierten Nachweissystems für Vibrio spp. in Entwicklungsländern.
- Die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für kollaborative Projekte.
- Die Erkennung und Bekanntmachung neuer und aufkommender Arten.